Ein Exposé zu schreiben, ist wie drei Kisten Bier in die Dachgeschosswohnung zu schleppen. Ich kenne niemanden, der sich darum reißt.
Was also tun?
Aus Sicht eines Lesers schreiben
Ich zeige dir eine Methode, mit der du dein Exposé in den Griff bekommst.
Versetz dich in die Lage deiner Leser.
Dabei geht es in erster Linie nicht um die Leser deines Buchs, sondern um Fachleute aus Verlag oder Agentur. Diese Leser, deine Lektoren, stellen eine andere Zielgruppe dar.
Und jetzt darfst du raten: Was macht ein Lektor den ganzen Tag?
Falsch.
Lesen ist es nicht!
Überspitzt gesagt hat ein Lektor keine Zeit zum Lesen.
Verlagsalltag
Ein Arbeitstag im Verlag ist eng getaktet. Aktive Programmplanung, Konferenzen, Schriftverkehr, Autorenpflege. All das gehört ebenfalls zu den Aufgaben eines Lektors.
Zwischendurch schaut er zwar in das ein oder andere Exposé (zumindest in die, die seit der letzten Kaffeepause eingetrudelt sind), aber – wenn überhaupt – geschieht das im Schnelldurchgang.
Da ständig die Zeit im Nacken sitzt, wird die Manuskript-Sichtung gern an Praktikanten delegiert.
Dein Leser ist also gestresst. Noch während er den ersten und vielleicht auch zweiten Satz eines Exposés überfliegt, rattern in seinem Hirn bereits Kategorisierungen:
- Anfänger
- Dilettant
- könnte was werden
- passt nicht ins Programm
- könnte ins Programm passen, wenn …
Und so weiter …
Nun kommst du. Du hast alles umgesetzt, was man beim Verfassen eines Exposés nur beachten kann.
Du beginnst mit der Beschreibung der handelnden Personen, ihrer Lebensumstände und Wohnorte. Die geheimsten Wünsche und Gedanken der Figuren werden ausgebreitet und du erklärst, wie das alles mit der Handlung zusammenhängt.
Für einen Vielleser ist das schnell ermüdend. Auch ein Lektor muss gefesselt werden. So sehr, dass er nach den ersten Sekunden nicht anders kann als weiterzulesen.
Wie schaffst du das?
Trenne dich von deinem Werk.
Tritt als Autor hinter deinem Manuskript zurück.
Präsentiere dein Projekt wie ein Influencer
Zunächst arbeitest du den passenden Plot deiner Geschichte heraus. Wie lautet ihr Dreh- und Angelpunkt?
Mit diesem Plot – und mit nichts anderem – startest du dein Exposé:
Ben und Sophie feiern ihre Silberhochzeit. Die Gäste sind zahlreich erschienen, aber insgeheim verwundert, denn Ben hatte Sophie vor drei Jahren ins Gefängnis gebracht. Nur die Frau mit der Narbe auf der Stirn ist nicht überrascht.
Interesse wecken
Mit diesem Kniff stehen die Chancen gut, das Interesse des Lektors zu wecken. Im Stillen wird er sich fragen: Wie ist das möglich, eine Silberhochzeit, 25 Jahre Ehe – und dann Gefängnis? Und was hat es mit dieser Frau auf sich?
Der Plot ist der Kernkonflikt deines Romans.
Sein Hauptspannungsbogen oder das Herzstück.
Präsentiere dein Herzstück
Erst nach dem Plot beantwortest du die Fragen, die sich aus dem Kernkonflikt ergeben.
Punkt für Punkt. Wer sind deine Figuren, was sind ihre Wünsche und Ideen, ihre Motive und wohin führt das Ganze.
Unwesentliches vermeiden
Lass nichts Wesentliches aus und vermeide alles Unwesentliche.
Je kürzer ein Exposé ist, umso höher sind die Chancen, dass ein Lektor es bis zum Ende durchliest.
Schreib deinen Entwurf in zwei, drei Fassungen. Kannst du am übernächsten Tag noch ein Wort streichen? Nein? Glückwunsch, dann ist dein Exposé perfekt.
Am Ende, wenn alles gut gegangen ist, findest du die Kernaussage auf allen Werbemitteln des Verlags wieder. In Presse-Info, Verlagsvorschau, auf der Website und als Teil vom Klappentext. Es lohnt, ausgiebig daran zu feilen.
Lektorat
Bei Themen wie Exposé, Manuskripteinsendung, und -platzierung stehe ich dir gern zur Verfügung. Bei persönlichen Fragen kannst du mir jederzeit schreiben. Ich antworte zeitnah.
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