Wie du eigene Texte Korrekturlesen kannst und trotzdem glücklich bleibst

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In diesem Beitrag geht es um das Korrekturlesen mit LanguageTool. LanguageTool ist eine App, die über Sprachmuster zur Fehlererkennung verfügt.

In der Gratis-Version prüft das Programm bis zu 20.000 Zeichen pro Korrekturlauf, sodass du Texte unkompliziert und schnell auf Grammatik-, Stil- und Rechtschreibung prüfen kannst.

Welche Texte?

LanguageTool funktioniert für alle Arten von Text. Romane, wissenschaftliche Texte, E-Mails oder Blogbeiträge. Wer Autor oder Selfpublisher ist, seine Bachelorarbeit oder Masterarbeit Korrekturlesen möchte, Geschichten schreibt oder etwas bei Facebook postet: Wo auch immer etwas eingetippt wird, spielt das Tool seine Stärken aus.

Die App kann als Browser-Erweiterung oder eigenständiges Programm genutzt werden.

Browser-Erweiterung

Firefox- und Chrome-User installieren das Tool über die Add-on-Funktion des Browsers. Alles, was fortan im Browser getippt wird, wird von LanguageTool geprüft. Mails im Webmailer, FB-Einträge oder jeder andere Text. Du kannst auch Text auf Webseiten markieren und prüfen lassen. Aus Interesse oder just for fun.

Installation auf dem Rechner

Die zweite Möglichkeit ist, das Programm als eigenständige und offline-fähige Applikation herunterzuladen.

Wie funktioniert das Korrekturlesen

Beim Korrekturlesen wendet LanguageTool drei Verfahren an.

Rechtschreibprüfung

Um jedes Wort auf Rechtschreibung zu prüfen, wird das Wörterbuch aus LibreOffice verwendet. Für LanguageTool wurde das Wörterbuch um mehr als 10.000 Wörter erweitert.

Fehlermuster

Für die deutsche Sprache sind etwa 2.200 Fehlermuster hinterlegt, mit deren Hilfe Probleme im Text erkannt werden. Anhand der Muster wird die Folge von bestimmten Wörtern und Wortarten verglichen.

Beispielsweise wird »ja schneller, desto« als Fehler erkannt, weil eine Regel existiert, die die Folge »ja«, gesteigertes Adjektiv, »desto« als wahrscheinlichen Fehler erkennt. Ergebnis: Statt »ja« wird das Wort »je« vorgeschlagen.

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Statistik

Wortpaare aus ähnlichen Wörtern werden daraufhin geprüft, ob nicht möglicherweise das andere Wort statt des gerade verwendeten gemeint sein könnte.

Dazu wird ermittelt, wie häufig ein Wort üblicherweise in welchem Kontext vorkommt. Kommt ein Wort im konkreten Kontext wesentlich häufiger vor als das andere, wird es als korrekt angenommen. »Kontext« bedeutet hier zwei Wörter vor und nach dem betroffenen Wort.

Klingt kompliziert? Ein Beispiel ist das Wortpaar »dich/doch«. Beide sind jeweils korrekt geschrieben – erst aus dem Kontext ergibt sich, welches Wort das richtige ist.

Und es funktioniert: »Aber ich liebe doch dich« führt zu einer Warnmeldung beim »doch«. »Aber ich liebe dich doch« bleibt dagegen unbeanstandet. Das Tool ist also auch für das Schreiben von Dialogen geeignet.

Wenn die Dialog-Figur tatsächlich »Aber ich liebe doch dich« – und damit inhaltlich etwas ganz anderes ausdrücken soll, klickt man auf »in diesem Text ignorieren« und schon wird man von weiteren Meldungen verschont.

Korrekturlesen: Beispiele

Die im Programm hinterlegten Regeln sind in Kategorien aufgeteilt. Für diesen Beitrag habe ich typische Formulierungs- und Tippfehler aus je einer der Kategorien ausgewählt.

  • Getrennt- und Zusammenschreibung
    Bundestag beschließt Diäten- Erhöhung
    Regel: »Keine Leerzeichen in Bindestrich-Komposita«
    Korrekturvorschlag: Diäten-Erhöhung
  • Grammatik
    Die USA hat eine besondere Verantwortung.
    Regel: »Stehen Kurzwörter wie ›USA‹ oder ›AGB‹ als Subjekt im Satz, muss das dazugehörige Verb im Plural stehen«
    Korrekturvorschlag: haben
  • Groß-/Kleinschreibung
    Das laufen fällt mir schwer.
    Regel: »Großschreibung von Nomen und substantivierten Verben«
    Korrekturvorschlag: Das Laufen
  • Kommasetzung
    »Ich gehe nach Hause« sagte sie.
    Regel: »Wenn nach der direkten Rede ein Begleitsatz folgt, muss ein Komma gesetzt werden«
    Korrekturvorschlag: … Hause«, sagte sie.
  • Leicht zu verwechselnde Wörter
    Eine Gitarre hat sechs Seiten.
    Regel: »Mögliche Wortverwechslung: Meinten Sie »Saiten« (= Saite eines Musikinstruments [auch im übertragenen Sinn]) anstatt »Seiten« (= Buchseite)?«
    Korrekturvorschlag: Saiten
  • Mögliche Tippfehler
    Das spiegelt die Situation in Deutschland wieder.
    Regel: »wider in ›widerspiegeln‹ wird mit ›i‹ statt mit ›ie‹ geschrieben (z. B. ›Das spiegelt die Situation gut wider‹.)«
    Korrekturvorschlag: wider
  • Prominente / Geografische Eigennamen
    Die Cote d’Azur an der französischen Mittelmeerküste.
    Regel: »Meinten Sie ›Côte d’Azur‹ (= Teilstück der französischen Küste)?«
    Korrekturvorschlag: Côte d’Azur
  • Redewendungen
    Hier trennt sich die Streu vom Weizen.
    Regel: »Meinten Sie ›die Spreu‹? (Redewendung)«
    Korrekturvorschlag: die Spreu
  • Redundanz
    Das Modul besteht aus drei zentralen Kernbausteinen.
    Regel: »Die Wendung ›zentralen Kernbausteinen‹ ist redundant. Sprechen Sie einfach von ›Kernbausteinen‹ oder ›zentralen Bausteinen‹«
    Korrekturvorschlag: Kernbausteinen, zentralen Bausteinen
  • Semantische Unstimmigkeiten
    Teufelskreislauf, ich komme nicht mehr raus
    Regel: »Meinten Sie den feststehenden Begriff ›Teufelskreis‹?«
    Korrekturvorschlag: Teufelskreis
  • Sonstiges
    Die Delfine gehören zu den Zahnwalen. Delphine sind in allen Meeren verbreitet.
    Regel: »Einheitliche Schreibweise, auch wenn mehrere möglich sind«
    Korrekturvorschlag: Delfine
  • Stil
    Die idealste Lösung ist das nicht.
    Regel: »Das Adjektiv ›ideal‹ sollte nicht gesteigert werden«
    Korrekturvorschlag: ideale
  • Typografie
    Prof.Dr. med. Hans Müller
    Regel: »Geschütztes Leerzeichen bei Abkürzungen«
    Korrekturvorschlag: Prof. Dr.
  • Umgangssprache
    Tom Cruise war auch viel kleiner wie Nicole Kidman.
    Regel: »›Wie‹ ist hier umgangssprachlich. Verwenden Sie zum Ausdrücken von Ungleichheit ›als‹«
    Korrekturvorschlag: als
  • Zeichensetzung
    Sie ließen alles mitgehen, was nicht niet und nagelfest war.
    Regel: »Die feste Wendung ›niet-‹ und ›nagelfest‹ wird mit Bindestrich geschrieben«
    Korrekturvorschlag: niet-

Zusätzliche Kategorien sind Briefe/E-Mails, empfohlene/moderne Rechtschreibung sowie

  • Geschlechtergerechte Sprache
    Die Erstsemesterin war sehr hübsch.
    Regel: »Möglicher Tippfehler gefunden«
    Korrekturvorschlag: Erstsemesterstudentin

Zum Thema Gendermainstreaming in Bachelor- und Masterarbeit gibt es einen eigenen Beitrag auf dieser Seite.

Tipps für kreatives Schreiben

Wenn Deutsch als Muttersprache eingestellt ist, weist LanguageTool in fremdsprachigen Texten auch auf »falsche Freunde« hin. Das sind Worte, die im Deutschen ähnlich klingen oder geschrieben werden, aber in der Fremdsprache eine andere Bedeutung haben.

  • »My chef told me …«
    Hinweis: »›chef‹ (Englisch) bedeutet ›Chefkoch‹, ›Koch‹ (Deutsch)«
    Korrekturvorschlag: Meinten Sie vielleicht ›boss‹, ›chief‹?

Die Kategorie Stiltipps für kreatives Schreiben ist vorgesehen, aber noch nicht aktiviert. Schade, denn ein »Verb mit wenig Aussagekraft« ist schnell geschrieben, schwächt einen Text aber in vielen Fällen ab.

  • Sie macht einen Kuchen.
  • Er hat ein rotes Auto.

Freuen wir uns auf kommende Updates und Vorschläge wie

  • backen, zaubern, zubereiten
    beziehungsweise
  • besitzen, steuern, fahren

Wer so lange nicht warten kann, dem empfehle ich Sag es treffender von A.M. Textor.
Ein Buch, das bei mir keine Gefahr läuft, Staub anzusetzen.

Deutsche Sprachvarianten

Neben Deutsch für Deutschland kann auch Deutsch für Österreich oder für die Schweiz als Sprache gewählt werden. Die Stil- und Grammatikregeln sind zwar die gleichen, aber die Prüfung der Rechtschreibung wird sprachtypisch angepasst. Für die Schweiz wird beispielsweise berücksichtigt, dass dort »ss« statt »ß« benutzt wird.

Humor

Bei aller linguistischen Strenge scheint hier und da auch Humor durch. Exemplarisch dafür steht dieses Fundstück aus der Kategorie Briefe/E-Mails.

  • »Ich stehe Ihnen jederzeit zur Verfügung.«
    Meldung: »Diese Wendung könnte als unangebracht devote Floskel aufgefasst werden«
  • Falsche Sätze, die diese Regel erkennen kann:
    »Ich stehe jederzeit für ein persönliches Gespräch zur Verfügung – besonders nachts und am Wochenende.«
    Meldung: »Korrekte Sätze zum Vergleich: irgendetwas weniger Blödes«

Man kann es nicht oft genug wiederholen. Auch bei Geschäftskorrespondenz oder Bewerbungen sollte man sich vor Floskeln oder unbedacht übernommenen Phrasen hüten.

Premium-Version

Die Premium-Version erlaubt bis zu 40.000 Zeichen pro Prüfung und verfügt über Muster zur Fehlererkennung unter anderem in Deutsch, Englisch und Französisch. Neben weiteren Funktionen ist auch ein Add-on für Microsoft Word ohne Beschränkung der Textlänge enthalten.

Korrekturlesen für alle, die schreiben

LanguageTool ist ein Werkzeug für Autoren, Hobbyschreiber, Dozenten, praktisch jeden, der privat oder im Job schreibt. Besonders für Studenten, die ihre wissenschaftliche Arbeit schreiben und ohnehin die meiste Zeit online sind, ist die Browser-Erweiterung eine ideale Ergänzung.

Lektorat für Autoren

LanguageTool unterstützt Autoren beim privaten Lektorat. Es ist ein mächtiges Werkzeug, bleibt aber auf mathematische Vergleiche und Algorithmen beschränkt.

Ein professionelles Auge kann Texte auch inhaltlich einordnen und sinnvolles Feedback im Gesamtzusammenhang geben. Wenn du mehr darüber wissen möchtest, wie ich dir beim Korrekturlesen helfen kann, schau dir mein Angebot für Autoren oder zum Lektorat von Bachelor- oder Masterarbeit an.

Eine kurze Nachricht genügt und ich mache dir ein individuelles Angebot.

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Beispiel-Lektorat Symbolfoto by Ian Schneider on Unsplash

Im Beispiel-Lektorat bearbeite ich drei Seiten Text kostenlos. Du erfährst, wie Lektorat geht, wie Texte verbessert werden und an welchen Stellschrauben im Manuskript du noch drehen kannst.

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