Mit wenig Inhalt schnell ein paar Euros verdienen. Das ist, verkürzt gesagt, die Geschäftsidee einer ganzen Armada von SEO-Glücksrittern bei Amazon. Passives Einkommen mit E-Books, funktioniert das überhaupt?
Und wie entwickelt sich der Markt – und was hat der Leser davon? Stefanie Penz, Bloggerin und Spezialistin für Buchmarketing, hat einen ausführlichen Blick auf das Businessmodell des Kindle Entrepreneurship geworfen und beschreibt die Szene so:
»Die Autoren arbeiten nach dem sogenannten Amazon Kindle Business-Geschäftsmodell. In Trainings lernen sie, wie sie mit Analyse-Tools gewinnträchtige Nischen aufspüren, zu diesen Themen Bücher schreiben oder von Ghostwritern schreiben lassen, die Bücher bei Amazon auf die ersten Ergebnisseiten pushen und Geld über Ebooks verdienen.«
Die Folge: Einige Sachbuch-Nischen sind völlig übersättigt mit Büchern, die nach diesem Prinzip entstanden sind. Der inhaltliche Wert liegt nahe null. Mehr noch, manche dieser Produkte sind eine Beleidigung für die Intelligenz der Leser.
Glücksritter am Strand Start
Stefanie beobachtet, dass vor allem junge Männer anfällig für die Versprechungen vom schnellen Reichtum sind. Angefeuert wird das Business von selbsternannten Gurus und Coaches (Die Sprache der Wichtiguer), die Videos, Webinare und E-Books über das Verkaufen an den Mann bringen, statt selbst am Strand zu liegen und vom Verkauf ihrer eigenen E-Books zu leben.
»Die Inhalte dieser Bücher liefern oft keinen Mehrwert, weil sie Informationen aus Blogs, Youtube-Videos oder Podcasts übernehmen und keine neuen Ideen oder Sichtweisen bieten. Da selten in Lektorat investiert wird, bemängeln echte Leser die Qualität der Texte. Nachdem das Buch auf Amazon von einigen Lesern mit negativen Rezensionen bewertet wurde, geben die Amazon Kindle Business-Selbstverleger das nächste in Auftrag. So investieren sie in kurze Erfolge und erstellen selten Bücher mit langfristigen Einnahmemöglichkeiten.«
Es mag zwar die ein oder andere Ausnahme geben, aber generell schaden Kindle Entrepreneure ihren Lesern und seriöseren Autoren-Kollegen. Genau betrachtet, schaden sie sich auch selbst.
Käufer und Leser, die gute Inhalte erwarten, stattdessen aber Schrott bekommen, überlegen sich in Zukunft lieber dreimal, ob sie jemals wieder das Produkt eines Selfpublishers kaufen. Auch, wenn das nur 1.99 Euro oder weniger gekostet hat. Selfpublisher, die nach dem Kindle Business-Geschäftsprinzip arbeiten, hinterlassen verbrannte Erde und einen zerstörten Markt.
Schlechte E-Books erkennen
E-Books, die schnell zusammengebastelt wurden und nur dem Zweck dienen, in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Geld einzuspielen, erkennt man an den immer gleichen Merkmalen. Zwar ist nicht jedes dieser Merkmale für sich genommen ein Indiz, aber wenn zwei oder drei zusammenkommen, sollte man hellhörig werden und genauer hinschauen.
- Das Cover ist einem echten Bestseller und/oder den Top-Titeln der Warengruppe »nachempfunden«
- Überzogenes – weil deutlich mehr als genug – SEO
- Keyword-Stuffing in Titel, Untertitel und Produktbeschreibung
- Blitzrezensionen zeitgleich mit der Veröffentlichung eines Buchs
- Rechtschreib- und Grammatikfehler
- Pseudonyme ohne echte Autorenvita
- Scheinbar echte Autorenbiographie, aber mit dem Lebenslauf eines Allround-Genies
Als seriöser Autor kannst du über diese Entwicklung nur verärgert und frustriert sein. Die beste Waffe gegen unfaire Mitspieler ist Qualität. Investiere in deine Inhalte, vermeide belanglose Cover und sei als Autor und Marke authentisch. Stefanie bringt es auf den Punkt:
»Echte Experten, Coaches und Selbstständige, die ihre Sachbücher bei Amazon veröffentlichen, können mit gutem Marketing und Amazon-SEO positive Ergebnisse und Einnahmen erzielen. Die frustrierten Leser, die zu einem schlechten Kindle Business-Selbstverleger-Buch gegriffen haben, schätzen Bücher mit echtem Mehrwert und tollem Expertenwissen umso mehr.«
Gut wird die Szene auch in diesem Video beschrieben:
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Keep on…