
Gendermainstreaming in der Bachelor- und Masterarbeit. Geschlechtergerechte Sprache: Welche Gründe sprechen dafür und welche dagegen?
Hinter dem Begriff Gendermainstreaming steht die Forderung, dass Texte ohne Bevorzugung des männlichen Geschlechts geschrieben werden.
Obwohl das Thema virulent ist, macht jede Universität und manchmal auch jedes einzelne Institut unterschiedliche Vorgaben dazu. Mal wird auf geschlechtergerechte Formulierungen keinen Wert gelegt, mal fordern Fachbereiche eine geschlechtsneutrale Sprache. Das Ergebnis ist alles andere als übersichtlich.
Aus meiner Sicht als Lektor sind Kunstwörter wie »LehrerInnen« oder Konstruktionen mit Unterstrichen und Sternchen unangemessen und überflüssig. Ein Wort mit einem großen »I« in der Mitte ist albern, stört den Lesefluss und ist grammatikalisch falsch.
Eine Arbeit überzeugt durch guten Stil
Eine Bachelor- oder Masterarbeit überzeugt durch guten Stil und weniger durch geschlechtergerechte Sprache. Wenn nichts anderes vorgeschrieben ist, solltest du daher beim generischen Maskulinum – der männlichen Form – bleiben.
Wenn du geschlechtergerechte Sprache dennoch als Stil- oder rhetorisches Mittel verwenden möchtest, kannst du das auf drei Arten tun.
1. Auf ein Geschlecht konzentrieren
Du kündigst in Einleitung oder Vorbemerkung an, dass du nur ein Geschlecht ansprichst und dieses stellvertretend für alle anderen Geschlechter gilt. Dann schreibst du konsequent beispielsweise in der weiblichen Form: die Ärztin, die Professorin, die Wissenschaftlerin, usw.
2. Sichtbarmachung
Bei der Sichtbarmachung erwähnst du beide Geschlechter und schreibst dann beispielsweise von Studenten und Studentinnen, Professorinnen und Professoren oder Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen.
3. Neutralisierung
Bei der Neutralisierung setzt du auf die Verlaufsform, wie zum Beispiel »Studierende« oder »Lehrende«.
Im Uni-Alltag durchgesetzt: Neutralisierung
Im Uni-Alltag hat sich die Neutralisierung weitgehend durchgesetzt. Kaum jemand hinterfragt noch den Sinn oder Unsinn der Verlaufsform. Wenn Studierende am Wochenende feiern, sind es Feierende – aber keine Studierenden mehr. Wenn dagegen Studenten feiern, bleiben sie trotz der Feier noch Studenten. Wer die Dinge beim Wort nimmt, merkt leicht, wie Sprache falsche Realitäten abbildet.
Die Verlaufsform ist tückisch, auch in diesem Fundstück aus der taz vom 04.04.2020:

Ärzte… war da nicht was? Ärzte und Ärztinnen! Oder Verarztende. Aber das war wohl selbst der taz zu konstruiert.
Ein anderes Beispiel: Der Bürgermeister bedankt sich bei den Wählerinnen und Wählern. (Die Phrase hat jeder schon tausendfach gehört.) Aber wieso ist der Mann nicht konsequent und nennt sich Bürgerinnen- und Bürgermeister? Und warum verzichtet die Gemeinde auf ein Einwohnerinnen- und Einwohnermeldeamt? Die Antwort ist einfach: Weil niemand so spricht.
Lesetipp: Die Verlaufsform: Kleine Sammlung des Grauens
Maßgeblich: Das Amtliche Regelwerk
Es existiert übrigens bis heute kein Gesetz, das Gendermainstreaming oder geschlechtergerechte Sprache vorschreibt. Maßgeblich für den Gebrauch der Sprache ist das amtliche Regelwerk Grundlagen der deutschen Rechtschreibung. Teil I behandelt die amtlichen Regeln und Teil II enthält das amtliche Wörterverzeichnis.
Auch aus Gründen der Lesbarkeit rate ich bei deiner Abschlussarbeit zur Vorsicht. Gendermainstreaming im Text ist keine Bereicherung an sich. Wenn du dazu aufgefordert wirst: Bitteschön – dann hast du keine Wahl und musst dich an die Vorgaben halten. Aber prophylaktisch eingesetzt, bloß auf eine Vermutung hin, kann der Schuss leicht nach hinten losgehen.
Lektorat Bachelor- und Masterarbeit
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