Ein Buch schreiben und dafür einen Verlagsvertrag ergattern ist ein Ziel vieler Menschen, die gerne schreiben. Es gelingt allerdings nur wenigen. Warum scheitern die meisten?
Abgesehen von individuellen Gründen könnte der Schlüssel in der Wahl der Zielgruppe liegen. Für wen genau schreibst du – und wer soll das lesen?
Mit diesem Beitrag möchte ich dazu ermuntern, den umgekehrten Weg zu gehen und gleich am Anfang nach einer Nische mit einer fest umrissenen Leserschaft Ausschau zu halten. Und nur für diese Leser zu schreiben.
Die Nische, um die es in diesem Beitrag geht, sind erotische Romane und Geschichten. Timothy Sonderhüsken, Programmleiter der Verlage dotbooks und venusbooks, erklärt im Interview, was man beachten sollte, um in diesem Genre Fuß zu fassen und erfolgreich zu veröffentlichen.
Frage:
Herr Sonderhüsken, das Motto von venusbooks lautet »Lesen ist sexy«. Was bedeutet das – und wie kam es zur Gründung des Verlags?
Timothy Sonderhüsken:
Unsere Verlegerin Beate Kuckertz hat 2012 dotbooks gegründet, einen unabhängigen eBook-Verlag mit einem breiten Unterhaltungsprogramm für die ganze Familie. Wir haben dort von Anfang an erotische Stoffe verlegt, unter anderem die Bestseller von Sandra Henke. Als wir das Angebot bekamen, von einem anderen Verlag ein großes Rechtepaket mit erotischen Romanen zu übernehmen, die eine FSK-18-Empfehlung verdienen, waren wir begeistert – wussten aber, dass diese sehr expliziten Stoffe nicht ins dotbooks-Programm passen.
Darum gründete Beate Kuckertz 2015 venusbooks, einen Verlag, bei dem ausschließlich erotische Unterhaltung veröffentlicht wird und in dem wir den Bogen schlagen von zarten Fantasien zu Hardcore-Stoffen, von historischen Liebesromanen mit prickelnden erotischen Szenen bis zu zeitgenössischen BDSM-Romanen. Erotik hat bekanntlich viele Seiten – und venusbooks zeigt sie alle.
Frage:
Ein Verlag also für »heiße Geschichten voller Leidenschaft«. Aber bitte konkreter: Wo liegen die inhaltlichen Schwerpunkte, welche Themen sind zurzeit aktuell?
Timothy Sonderhüsken:
Ungebrochen ist die Begeisterung für Geschichten, in denen Frauen sich in einen dominanten Mann verlieben – wir bedienen dieses Genre mit der bereits erwähnten deutschen Autorin Sandra Henke, aber auch mit den Romanen der Amerikanerin Eden Bradley.
Sieht man sich die Internet-Bestsellerlisten u.a. bei Amazon an, erkennt man außerdem einen Trend zu deutlich härteren Stoffen, die mit Tabus und deren Überschreitung flirten – darum haben wir für unsere Leserinnen und Leser unsere tabulosen Romane im Angebot.
Persönlich freue ich mich darauf, im Frühjahr die Romane der Britin Mariah Greene vorstellen zu dürfen, in denen – vielleicht auch gegen die aktuellen Markttrends – starke Frauen im Mittelpunkt stehen, die sich mit selbstbewusster Schamlosigkeit nehmen, was sie wollen.
Frage:
Apropos Frauen: Wie ist der Käuferanteil – aufgeschlüsselt nach weiblichen und männlichen Lesern?
Timothy Sonderhüsken:
Wir haben als Verlag keine Kontrolle darüber, ob unsere Romane von Männern oder Frauen gekauft werden, und wir gehen in der Programmarbeit deswegen einen anderen Weg: Wir wollen sowohl die sanfteren als auch die härteren Stoffe in ausgewogenem Verhältnis anbieten.
Bei unseren FSK-18-Titeln liegt der Gedanke nah, dass sie überwiegend von Männern gekauft werden, tatsächlich stammen die meisten Leseranfragen, die wir dazu bekommen, aber von Frauen.
Das E-Book sorgt hier auch für ein Aufbrechen alten Rollenverhaltens – früher wären die wenigsten Frauen bereit gewesen, im Buchhandel mit einem härteren Erotikstoff an die Kasse zu gehen. Das hat sich durch die relative Anonymität des Interneteinkaufs geändert.
Frage:
Stimmt. Das Thema Erogeschichten war schon immer mit einer mehr oder weniger ausgeprägten Schwellenangst an der Ladenkasse verknüpft. Ein Glück, dass die Zeiten vorbei sind. Was aber sollte ein Autor, der für Fans sinnlicher Texte schreiben möchte, beachten. Wie sollte eine gute Geschichte aufgebaut sein?
Timothy Sonderhüsken:
So sehr viele Autorinnen und Autoren sich Patentrezepte wünschen: Es gibt sie nicht. Wichtig ist, sich vorher zu überlegen, welche Art von Geschichte man erzählen möchte – soll es um eine Liebesgeschichte gehen, die mit Sinnlichkeit gewürzt ist, aber vor allem das Herz berühren soll, oder soll es eine Erotikgeschichte sein, die eher andere Körperregionen stimuliert?
Daraus ergibt sich dann ganz natürlich ein Verhältnis von Rahmenhandlung und expliziten Szenen. Was aber sowohl sanfte als auch härtere erotische Geschichten verbindet: Dialoge machen beide lebendig … schließlich sollte Sex im wahren Leben ja auch keine stumme Veranstaltung sein.
Frage:
Nicht stumm und auch nicht stereotyp. Autoren sollten also ihre Hausaufgaben machen und ein ordentliches Manuskript abliefern. Was passiert dann?
Timothy Sonderhüsken:
venusbooks – und dotbooks natürlich auch – veröffentlichen zwar eBooks, aber wir arbeiten wie klassische Verlage: Wir legen großen Wert auf die Redaktion unserer Originalstoffe und die Zusammenarbeit mit unseren Autorinnen und Autoren, verstehen uns als deren Förderer und kreative Sparringspartner.
Der professionelle Vertrieb über sämtliche E-Book-Anbieter versteht sich von selbst, denn natürlich wollen wir mit unseren Büchern nicht nur Leser begeistern, sondern auch Geld verdienen. Gedruckte Bücher gibt es bei venusbooks aktuell noch nicht, aber wir experimentieren bei dotbooks bereits mit Print-on-Demand-Ausgaben, und das können wir uns natürlich in der Zukunft auch für venusbooks vorstellen.
Frage:
Wobei der Löwenanteil auch der gedruckten Bücher dann über die virtuelle Ladenkasse gehen wird. Gute Aussichten für Leserinnen und Leser. Wie sollte ein Autor nun konkret vorgehen, um Exposé und Manuskript einzureichen. Was ist der beste Weg, um mit venusbooks Kontakt aufzunehmen?
Timothy Sonderhüsken:
Auf unserer Website steht ein Fragebogen bereit, über den Autorinnen und Autoren uns ganz einfach und unkompliziert ihre Projekte anbieten können. Diese sollten grundsätzlich einen Umfang von ca. 120 bis 300 Seiten haben, also ca. 220.000 bis 550.000 Zeichen inklusive Leerzeichen. Für Kurzgeschichten oder sehr lange Werke sind wir leider nicht der richtige Verlag – aber immer neugierig auf alles, was uns angeboten wird.
Timothy Sonderhüsken hat sich inmitten des Buchmessetrubels die Zeit für dieses Interview genommen. Dafür noch einmal herzlichen Dank!
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