Die besten Tipps für Selfpublisher, die es ernst meinen

Ein Selfpublisher ist Autor, Grafiker und Setzer in einer Person. Auch in Marketing und Vertrieb sind Fähigkeiten gefragt.

In diesem Beitrag findest du Tipps, die dich als Allrounder auf dem Weg zum erfolgreichen Selfpublisher weiterbringen werden.

Manuskript

Grundlage jeder Veröffentlichung ist ein Manuskript. Egal, ob jemand ein Sachbuch schreiben, einen Film drehen, ein Theaterstück zur Aufführung oder eine Rezeptsammlung herausbringen möchte, die Basis eines Projekts ist immer ein Manuskript.

Sachbuch

Mit einem Sachbuch sollte tatsächlich etwas »Neues« auf den Markt gebracht werden. Zwar muss das Rad dafür nicht komplett neu erfunden, aber allseits bekanntes Terrain sollte nach einer gewissen Zeit auch wieder verlassen. Ein Sachbuch-Manuskript sollte einem roten Faden folgen, der eigenständig konzipiert worden ist.

Eine gute Mischung ist es, 30-40 Prozent an bekannten Fakten und Informationen mit 60-70 Prozent an neuen Ideen, Theorien und was immer sonst das Thema ist, angereichert werden.

Wer Trends frühzeitig erkennt, hat als early bird gute Chancen, mit vernünftigen Büchern eine lohnende Anzahl an Lesern zu erreichen.

Belletristik

Für ein Belletristik-Manuskript im Selfpublishing sollten die gleichen Regeln beachtet werden, die auch für klassische Verlagsautoren gelten.

Für einen Roman braucht man, auch wenn es nur für einen selbst ist, ein Exposé. Am besten gelingt das, wenn du als Autor hinter deinem eigenen Manuskript zurücktrittst und es aus der Vogelperspektive betrachtest. Was ist, in ganz wenigen Worten, die Essenz der Geschichte?

Weitere Fragen, die bei der Positionierung helfen: Wer soll mein Buch lesen und – fast noch wichtiger – wer soll es kaufen? Sei so realistisch wie möglich und definiere deine Kernzielgruppe. Die Antworten darauf brauchst du auch später noch. Beispielsweise dann, wenn es um Marketingentscheidungen auf den Verkaufsplattformen geht.

Umfang und Seitenzahl

Umfang und Seitenzahl eines Buchs sind eng mit dem Thema verbunden. Niemand wird einen Roman mit nur 30 Seiten als vollwertig ansehen. Auch dann nicht, wenn alle Regeln der Dramaturgie penibel eingehalten wurden. Mit 30 Seiten ist und bleibt es eine Geschichte, allenfalls noch eine Novelle. Zwischen Roman und Novelle steht übrigens der Kurzroman. Das ist ein Prosatext, der einen romanhaften Stoff relativ knapp ausbreitet und dabei mit etwa 80 bis 120 Seiten auskommt.

Sachbuch

Wenn alles gesagt und ein Thema auserzählt ist: gut. Mach ein Buch daraus. Wenn ein Thema allerdings nur sehr wenige Seiten ergibt, rate ich dir zur Zurückhaltung. Leser (oder besser: Käufer) könnten sich auf den Arm genommen fühlen, wenn ein Ratgeber nur aus acht oder zwölf Seiten besteht. Auch dann, wenn explizit »E-Book« auf dem Titel steht.

Spätestens auf dem Reader kommt das haptische Element zum Tragen. Wenn ein Leser nach ein paarmal Scrollen schon am Ende der Datei angelangt ist, wirst du ihn kaum ein weiteres Mal als Käufer gewinnen können.

Solltest du nur zehn Seiten haben, dafür aber bahnbrechende Erkenntnisse, die die Welt zur Kenntnis nehmen muss, dann schreibe einen Disclaimer in die Titelinfo: Dieses Buch hat 10 Seiten. Preis 4.99 Euro.

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Belletristik

Zwanzig Seiten sind ruckzuck gelesen, deshalb enttäuscht eine einzelne, zu kurze Geschichte die Leser. Auch dann, wenn die Story für sich gesehen hoch spannend und gut ist. Ich rate dazu, mit der Veröffentlichung einer einzelnen Geschichte abzuwarten und noch, sagen wir, drei bis sechs weitere Storys zu schreiben.

Auf diese Weise kannst du eine Geschichten-Sammlung auf den Markt bringen. Als Sammlung erreicht ein Buch oder E-Book eine höhere Wertigkeit beim Leser und – wer weiß – vielleicht greift er auch beim nächsten Kauf zu einem Produkt aus deiner Phantasie.

Buchcover

Fachleute erkennen mit nur einem Blick auf das Cover, um welches Genre es sich handelt. Das ist nicht weiter überraschend, denn auch Buchcover folgen Moden. Je länger du den Markt beobachtest, umso besser erkennst du die Muster dahinter.

Motiv

Sobald ein Buch den begehrten Bestseller-Status erreicht hat, gerät sein Covermotiv in den Fokus von Marketingfachleuten und Grafikern anderer Verlage. Und natürlich auch anderer Selfpublisher.

Das Motiv wird von den Mitbewerbern adaptiert und für eigene, ähnliche Titel zur Inspiration herangezogen. Den Effekt kann man in jeder Buchhandlung oder jedem Online-Shop für Bücher überprüfen.

Beispielsweise bevorzugen Schweden-Krimis eine andere Bild- und Motivsprache als historische Romane. Bei Fantasy ist es wieder anders und bei Mystery Romance oder Science Fiction ebenso. Buchcover, die von diesen Gepflogenheiten abweichen, machen häufig einen unprofessionellen Eindruck.

Farbgebung

Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Genres kann man auch bei der Farbgebung der Buchcover beobachten. Das sollte man sich zunutze machen. Es ist wenig sinnvoll, einen historischen Roman mit dem Farbrezept beispielsweise eines Thrillers zu visualisieren.

Warum das so ist? Weil auch Käufer und Leser diese Erwartungshaltung verinnerlicht haben. Der Kunde für historische Romane würde ein Buch, wenn es wie ein Thriller gestylt ist, höchstwahrscheinlich erst zuletzt in die Hand nehmen (oder anklicken). Das Buch hätte somit gleich am Anfang eine Hürde zu überwinden, nur weil die Farben nicht zum Thema passen.

Buchhandel und Verkaufsplattformen

Als Selfpublisher wirst du es schwer haben, mit deinen Büchern in die Buchhandlungen zu kommen. Das Ganze hat historische und materielle Gründe.

Buchhandel

Produkte aus dem Eigenverlag genießen seit jeher keinen guten Ruf in der Branche. Teilweise war die inhaltliche Qualität oft extrem bescheiden und die äußere Haptik konnte sich nicht annhähernd mit professionellen Produkten messen. Die Print-on-Demand-Technik hat viele Jahre gebraucht, bis die Ergebnisse in Farbgebung und Drucktechnik an professionelle Verlagsprodukte heranreichten.

Ganz unbeliebt im Buchhandel waren und sind auch Bücher aus sogenannten Zuschuss-Verlagen. Das sind Verlage, die – vereinfacht gesagt – das Ego verhinderter Autoren ansprechen und für eine Veröffentlichung zwei-, vier- oder gar achttausend Euro verlangen. Die so entstandenen Bücher sind auf dem freien Markt praktisch unverkäuflich.

Horst-Dieter Radke vom 42er Blog macht darauf aufmerksam, dass auch im Jahr 2020 noch rund 250 Autoren mit dieser Masche geködert wurden. Und das von nur einer der zahlreichen Verlagsgruppen, die sich da draußen tummeln.

Der Blick der Buchhändler auf Selbstverleger hat sich in den letzten Jahren durchaus verändert. E-Book-Bestseller von Selfpublishern werden mittlerweile mit professionellem Interesse zur Kenntnis genommen. Allein der Vertriebsweg fehlt, denn Amazon behandelt einen Buchhändler wie jeden anderen Kunden auch. Mit anderen Worten: Der Händler erhält keine Marge und kann somit auch keinen Gewinn mit deinen Büchern erwirtschaften.

Fehlende Margen

Ähnlich verhält es sich mit gedruckten Büchern, die von Selfpublishern angeboten werden. Wenn der Verkauf über Amazon abgewickelt wird, siehe oben. Der Buchhändler hat schon rein wirtschaftlich keinen Anreiz, diese Produkte in sein Sortiment aufzunehmen.

Auch wer mit einem anderen Anbieter, beispielsweise Books-on-Demand (BOD), zusammenarbeitet, hat keine allzu guten Chancen. Bei BOD kannst du als Autor deine eigenen Bücher mit einem Nachlass von ungefähr 20 % vom Ladenpreis erwerben.

Die gleichen Konditionen gewährt BOD auch dem Buchhändler. Für den ist das jedoch nicht besonders attraktiv, weil er schon die »normale« Verlagsproduktion mit 40 % aufwärts einkaufen kann. Darunter auch hochpreisige Bücher mit Verkaufspreisen, von denen Selfpublisher nur träumen können. Der Buchhandel hat also keinerlei wirtschaftlichen Anreiz, Bücher von Selfpublishern in sein Sortiment aufzunehmen.

Dennoch, Anbieter wie BOD haben zumindest einen Vorteil. Auch im hintersten Winkel der Republik sind die Produkte über den Buchhandel verfügbar. Meist sogar über Nacht. Wenn also deine Tante dich und die dortige kleine Buchhandlung, aber eben nicht Amazon unterstützen will, bist du bei BOD gut aufgehoben.

Amazon KDP

Kaum ein Selfpublisher kommt am Marktführer vorbei. Amazon ist nicht nur das größte Kaufhaus der Welt, sondern auch eine der beliebtesten Suchmaschinen überhaupt. Warum das so ist, zeige ich dir in Amazon Buchmarketing: Tipps und Tricks für Selfpublisher. Salopp gesagt: Wer mit seinen Büchern nicht bei Amazon ist, wird auch nicht gefunden.

Auch die klassische Verlagsbranche ist so gut wie komplett bei Amazon vertreten. Noch vor wenigen Jahren gab es hin und wieder Boykott-Versuche.

Einzelne Verlage oder auch Verlagsgruppen wollten sich dem Amazon-Diktat bei den Konditionen nicht länger beugen und nahmen dafür die Auslistung ihres Buchprogramms in Kauf. Das Ende vom Lied war ein Schaden auf drei Seiten. Umsatzverluste bei Amazon und den Verlagen sowie Bequemlichkeitseinbußen beim Kunden.

Andere Plattformen

Neben BOD und Amazon KDP gibt es eine Vielzahl weiterer Plattformen, über die man ein Buch verkaufen kann. Persönlich bin ich immer wieder darüber erstaunt, wie viele meiner eigenen E-Books über einen Anbieter, den ich im Alltag gar nicht so sehr auf dem Schirm habe, abfliessen: Skoobe.

Weitere bekannte Namen sind neobooks, tredition und BookRix. Es ist zwar ein wenig mühsam, aber in meinen Augen lohnt es sich für Selfpublisher, sich in einer ruhigen Minute mit den Vor- und Nachteilen der verschiedenen Anbieter zu beschäftigen. Zum Start findest du hier einen Vergleich verschiedener eBook-Plattformen.

Lektorat

Erfahrene Selfpublisher wissen: Ohne Korrekturlesen geht es nicht. Nichts ist ärgerlicher als eine Kundenbewertung wie: »Schöne Geschichten, aber eine Korrektur hätte dem Buch gut getan. Daher drei Sterne«. Treffer versenkt.

Ein professionelles Lektorat geht weit über die Rechtschreibung hinaus. In meiner Arbeit lese ich Texte mit den Augen des Lesers und des Autors.

Ist das, was der Autor sagen möchte, stimmig? Gibt es Begriffe oder Synonyme, die an einer bestimmten Stelle besser passen könnten, Wort-Doppelungen oder Wiederholungen, die einen an sich starken Text schwächer machen?

»Empathisches« Korrekturlesen funktioniert bei Sachbüchern und Belletristik.

Sachbuch

Auch ein Sachbuch oder Ratgeber braucht eine innere Spannung. Ein roter Faden, der den Leser durch den Inhalt zieht. Manchmal sind es Kleinigkeiten, die den Lesefluss stören.

Im nächsten Kapitel …, im darauffolgenden Kapitel …, im vorletzten Kapitel …

Das wirkt heruntergeleiert und geht eleganter. Auf solche – und noch viele weitere – Dinge zu achten, ist der Job eines guten Lektors.

Belletristik

Ein Ratschlag, den die meisten Profis befolgen, lautet: Beim Schreiben solltest du auf nichts anderes achten als das Schreiben. Alles andere ist unwichtig.

Rechtschreibfehler, Grammatik? Kommt später. Dir fällt ein bestimmtes Wort nicht ein? Einfach durch ein „X“ ersetzen und weiterschreiben.

Wahrscheinlich hast du schon bei der ersten Korrektur die richtige Eingebung und der passende Begriff fliegt dir zu. Ansonsten schlägst du ihn einfach nach. Auch Ideen, die während des Schreibens kommen, sollten nicht groß ablenken. Mach dir im Text eine kurze Notiz zu Figur oder Handlung und weiter gehts. Persönlich habe ich gute Erfahrungen damit gemacht, solche »Regieanweisungen« in eckige Klammern [ ] zu setzen.

Ein guter Lektor erkennt neben Wort-Doppelungen und Wiederholungen auch sogenannte Redundanzen. Ein Klassiker ist der weiße Schimmel, aber auch der alte Greis, die toten Verstorbenen, zwei Zwillinge oder die verheerende Katastrophe sind Beispiele für Redundanzen, die im Eifer des Gefechts passieren. Oft steckt der Teufel im Detail und eine an und für sich gute Szene wird durch eine winzig kleine(*) Redundanz geschwächt. Lektoren sind darauf trainiert, diese Plagegeister aufzuspüren.

(*) Hört sich gut an, »winzig und kleine« ist aber leider redundant. Alternativen: winzige -, versteckte -, minimale – Redundanz.
Auch »… eine auf den ersten Blick unauffällige Redundanz …« würde inhaltlich passen.

Lektorat für Autoren und Selfpublisher

Im Lektorat lege ich hohen Wert auf eine vertrauensvolle Beziehung. Egal, ob jemand ein Kochbuch in Auftrag gibt oder erotische Geschichten Korrekturlesen lässt. Diskretion ist das A und O in meinem Job. Als Autor bist du herzlich eingeladen, mit mir zusammen das Beste aus deinen Texten herauszuholen. Gerne mache ich dir ein individuelles Angebot.

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Beispiel-Lektorat

Beispiel-Lektorat Symbolfoto by Ian Schneider on Unsplash

Im Beispiel-Lektorat bearbeite ich drei Seiten Text kostenlos. Du erfährst, wie Lektorat geht, wie Texte verbessert werden und an welchen Stellschrauben im Manuskript du noch drehen kannst.

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